Potsdam - Ärger, Unruhe und Proteste in der Berliner Vorstadt, dem Prominentenviertel der Landeshauptstadt: In der Nachbarschaft sickerten jetzt Pläne durch, das Bundesvermögensamt an der Berliner Straße 98/101 wolle sich erheblich erweitern und weitere Mitarbeiter ansiedeln.
Der Hintergrund: Das Amt soll Teil der neuen "Bundesanstalt für Immobilienaufgaben" (BImA) mit Zentrale in Bonn werden, die den auf rund zehn Milliarden Euro geschåtzten Grundbesitz des Bundes verwalten und verkaufen soll. Die Anwohner - meist in teuer sanierten Villen zu Hause und wahre Potsdam-Fans - fürchten jahrelangen Bau- und Verkehrslärm, wenn sich das Amt auf seinem Gelände erweitert.
Die ersten offiziellen Proteste liegen bereits im Rathaus vor: Für den morgigen Dienstag ist ein Treffen zwischen Bauamtschef Andreas Goetzmann und Repräsentanten des Amtes [des Vereins ?] vorgesehen. In einem geharnischten Brief an Goetzmann trug der Verein jetzt seine massiven Bedenken vor. Die Verfasser beziehen sich auf die erst im Spätherbst abgeschlossenen Gespräche und Vereinbarungen über das neue, luxuriöse Villenbauviertel südlich des Bundesvermögensamtes. Sämtliche Verhandlungen über eine geordnete Entwicklung in diesem Gebiet - keine Stadtvillen, keine Betonburgen - würden durch die neue Entwicklung "obsolet". Die Zustimmung des Vereins zu diesem Quartier - von Oberbürgermeister Jann Jakobs als Potsdams "Beverly Hills" bezeichnet - sei "nur dann vertretbar, wenn von der Stadt sichergestellt wird, daß der Charakter der Berliner Vorstadt in den übrigen Bereichen erhalten bleibt". Wörtlich ist von einer drohenden "Zerstörung" der berühmten Nobel-Gegend die Rede.
Der Verein weist in dem Brief auf einen Ausweg aus dem Dilemma zwischen den Behördenplänen (die neue Arbeitsplätze brächten) und den Wünschen der Nachbarschaft: In Potsdam gebe es "traumhaft schöne Kasernen", die noch immer leer stünden und deren "wertvolle Bausubstanz" für das Vorhaben des Bundes sinnvoll genutzt werden könne.
Besonders erbost reagiert der
Vereinsvorsitzende, Peter Daniel, auf den Verdacht, die Stadt habe
bereits hinter dem Rücken der Anwohner mit der Bundesseite verhandelt:
"Das wäre schlicht eine Schweinerei - mir fehlen einfach die Worte
dafür, falls sich herausstellen solte, daß man dort mit uns Versteck
spielt." Wie bei den strittigen Ansiedlungen der Ketten "Lidl" und
"Aldi" an der Berliner Straße erführen die Nachbern jetzt
möglicherweise "als letzte" von den folgenreichen Plänen.