Zitat aus Wochenkurier Delitzsch/ Eilenburg, 29. April 2004, S.3:
Die Deutsche Post spart. Allein im Briefsektor wurden seit 1998 rund 21.500 Vollzeitstellen wegrationalisiert. Und das bekommen in erster Linie die Kunden zu spüren. Aber auch die Mitarbeiter.
Region. Eine Postzustellerin aus Leipzig erzählt, daß sie mit ihrem Fahrrad insgesamt über 1.000 Haushalte mit Briefsendungen bedienen muß. "Und wenn ein Kollege in Vorruhestand geht, wird der Bezirk unter den verbliebenen Mitarbeitern aufgeteilt." Neueinstellungen gibts nicht. "Das kann man nicht pauschal sagen", versucht Manfred Hauschild, Pressesprecher der Deutschen Post Sachsen zu erklären. Sicher sei, daß die Post effektiv und rationell arbeiten muß. Hauschild weiter: "Dabei soll allerdings der Service nicht vernachlässigt werden." Doch auch Kunden merken, daß genau dieser immer schlechter wird. So wie Christine Müller aus Leisnig. "Ich hatte meinem Mann ein Päckchen geschickt", berichtet sie. "Das ist zwar angekommen, doch mein Mann mußte zweimal fahren, um es abzuholen." Die Poststelle, die es statt der Filiale gibt, ist in einem Zigarettenladen untergebracht. Und weil der über Mittag geschlossen hat, stand Herr Müller beim ersten Mal vor verschlossener Tür.
Ein renommiertes Bornaer Autohaus erwischte es besonders arg. "Tagelang warteten wir vergebens auf einen Fahrzeugbrief, den unsere Hausbank per Post verschickt hatte und den wir dringend brauchten. Trotz Nachforschungsantrag ist der Brief nie wieder aufgetaucht und für uns wurde es teuer", erinnert sich ein Mitarbeiter des Autohauses. "Wir mußten einen neuen Fahrzeugbrief beantragen und zudem noch einen vorübergehenden, weil der Kunde sein Auto pünktlich haben wollte. Alles in allem kostete uns das ca. 200 Euro." Pressesprecher Manfred Hauschild: "Wer solche wichtigen Sachen verschickt, sollte dies auf alle Fälle per Expreßbrief tun. Damit ist der Inhalt versichert."
Ein WochenKurier-Leser aus Treplitz bei Oschatz ist ebenfalls mit dem Post-Service unzufrieden: "Früher hatten wir im Ort eine eigene Postfiliale. Jetzt muß ich wegen jeder Kleinigkeit nach Cavertitz fahren. Dort gibts im Landwarenhaus eine Agentur." Seiner Meinung nach ist nicht nur der Service der Deutschen Post schlechter geworden - die Gebühren dafür würden auch noch laufend steigen. Hauschild: "Bei den Briefen wurden die Gebühren vor zwei Jahren sogar gesenkt. Der Paketbereich dagegen unterliegt keiner Regulierung."
Über zu weite
Wege zum Briefkasten beschwert sich Gisela E. aus Fremdiswalde bei
Mutzschen. "Immer mehr Briefkästen sind von der Post abgebaut worden.
Da Fremdiswalde ein langgestrecktes Dorf ist, kommt für ältere
Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, der Weg zum Briefkasten
einem Tagesausflug gleich."
red